Die European Digital Identity Wallet (EUDI-Wallet) ist das zentrale Projekt der Europäischen Union zur Umsetzung einer sicheren, einheitlichen digitalen Identität für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen in der EU. Sie ist sozusagen die praktische Anwendung der digitalen Identität und wird künftig das Herzstück der elektronischen Identifikation in Europa sein.
Quick Facts zur EUDI-Wallet: Digitale Identität im Überblick
Was ist die EUDI-Wallet?
Die EUDI-Wallet ist eine kostenlose digitale Brieftasche in Form einer Smartphone-App, die es Bürger:innen ermöglicht, persönliche Ausweisdokumente wie den Personalausweis oder Führerschein sicher zu speichern, sich online und offline zu identifizieren sowie rechtsverbindliche Unterschriften in der gesamten EU zu leisten. Konkretere Anwendungsfälle gibt es unter: „EUDI-Wallet: Die digitale EU-ID für Ihren Alltag ab 2026„.
Start der Umsetzung
Die eIDAS-2.0-Verordnung trat am 20. Mai 2024 in Kraft und bildet die rechtliche Grundlage für die EUDI-Wallet. Die Mitgliedstaaten haben demnach 24 Monate Zeit, um die EUDI-Wallet anzubieten. Das bedeutet, unter Berücksichtigung des Inkrafttretens im Mai 2024, wäre der Termin bis Mai 2026. Verzögerungen sind jedoch möglich.
Unterschied zu bisheriger digitaler Identifizierung auf EU-Ebene (eIDAS)
Im Gegensatz zur digitalen Identifizierung auf EU-Ebene eIDAS, bei der oft ein elektronischer Personalausweis (eID) und ein spezieller Kartenleser nötig sind, funktioniert die EUDI-Wallet ganz einfach direkt per Smartphone-App.
Ziel bis 2030
Bis 2030 sollen 80 Prozent der EU-Bürger:innen die EUDI-Wallet nutzen. Bis dahin sollen auch alle wichtigen öffentlichen Dienste online verfügbar sein, sodass Behördengänge bequem digital erledigt werden können.
EUDI-Wallet erklärt: Ihre digitale Identität in der EU
Die EUDI-Wallet ist die technische Umsetzung der digitalen Identität auf EU-Ebene. Sie soll eine sichere digitale Brieftasche (Wallet-App) fürs Smartphone sein, in der Bürger:innen ihre digitale Identität und offizielle Dokumente speichern und verwalten können. Dazu gehören z. B.:
- Bank- und Zahlungsnachweise
- Personalausweis oder Reisepass
- Führerschein
- Gesundheitsdaten (z. B. Impfpass)
- Universitätsabschlüsse oder Berufszertifikate
- Steuer- oder Sozialversicherungsdaten
Technische Voraussetzungen der EUDI-Wallet
Um die EUDI-Wallet sicher und reibungslos verwenden zu können, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Ein Smartphone mit aktuellem Betriebssystem (Android 8.0 oder iOS 13 oder neuer)
- Eine stabile Internetverbindung für die erste Einrichtung
- Die offizielle EUDI-App aus dem App Store (Google Play oder Apple App Store)
- Ihren herkömmlichen Personalausweis zur ersten Verifizierung
Detaillierte Informationen zur Einführung werden rechtzeitig über offizielle Kanäle bekannt gegeben.
Vergleich: EUDI-Wallet vs. Spanisches Certificado Digital
Spanien hat mit dem Certificado Digital bereits ein eigenes System zur digitalen Identifizierung und Authentifizierung eingeführt, das in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens Anwendung findet. Wie unterscheidet es sich von der EUDI-Wallet?
- Nutzung und Funktionalität: Das Certificado Digital ist auf spanische Behörden beschränkt, die EUDI-Wallet ist EU-weit einsetzbar, auch privat.
- Ausstattung: Während das Certificado Digital in Form einer Software auf dem Computer oder auch als Karte mit einem Kartenleser genutzt wird, ist die EUDI-Wallet konzipiert, um auf mobilen Geräten wie Smartphones eingesetzt zu werden, was die Zugänglichkeit und Benutzerfreundlichkeit erhöht.
- Datenschutz und Sicherheit: Beide Systeme setzen auf starke Sicherheitsmechanismen, doch die EUDI-Wallet hat den Vorteil des „Privacy by Design“-Ansatzes (Beispiel: Die Wallet zeigt für einen bestimmten Dienst nur Ihre Altersfreigabe, nicht Ihren Namen oder Adresse) während das Certificado Digital weniger flexibel ist.
- Interoperabilität: Nur die EUDI-Wallet verbindet alle EU-Staaten nahtlos.
Die EUDI-Wallet könnte nationale Systeme wie das spanische langfristig ergänzen oder ablösen.
Datenschutz, Sicherheit sowie Bedenken der EUDI-Wallet
Die EUDI-Wallet setzt, wie bereits erwähnt, beim digitalen Identitätsnachweis auf „Privacy by Design“, was bedeutet:
- Datenminimierung: Nur notwendige Informationen sollen geteilt werden (z. B. Altersnachweis statt Geburtsdatum).
- Lokale Speicherung: Dokumente und Transaktionen sollen auf dem Gerät des Nutzers bleiben.
- Verschlüsselung: Staatlich zertifizierte Kryptografie soll Daten sowohl bei Speicherung als auch Übertragung schützen.
- Transparenz-Dashboard (Übersicht aller geteilten Daten): Nutzer:innen sollen in der Lage sein, zu sehen, welche Daten wann und mit wem geteilt wurden, und sollten auch die Möglichkeit haben, die Löschung dieser Daten zu beantragen.
- Zugriff nur mit persönlichen Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder PIN-Code.
- Bei Verlust des Smartphones kann die Wallet aus der Ferne gesperrt werden.
Dennoch gibt es Bedenken: Experten wie Thomas Lohninger (Epicenter.works) und Anja Lehmann (Hasso-Plattner-Institut) warnen vor Datenschutzlücken und einer zu schnellen Einführung.
Fazit
Die EUDI-Wallet stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung einer einheitlichen digitalen Identität in der EU dar. Sie verspricht mehr Sicherheit, Komfort und Interoperabilität zwischen den Mitgliedstaaten, indem sie Bürger:innen ermöglicht, digitale Ausweise, Führerscheine und andere Dokumente sicher zu verwalten. Dabei setzt sie auf Datenschutzprinzipien wie „Privacy by Design“ und Datenminimierung. Trotz dieser Vorteile bestehen Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Akzeptanz, technische Umsetzung und die Integration nationaler Systeme. Der Erfolg der EUDI-Wallet wird letztlich davon abhängen, ob sie nutzerfreundlich und vor allem sicher gestaltet wird und Vertrauen in der Bevölkerung gewinnt.