Symbolbild für digitalen Euro mit Smartphone, digitaler Geldbörse und Euro-Münzen auf blauem Hintergrund - KI generiert ChatGPT

Der digitale Euro – CBDC: Was kommt auf uns zu?

Der digitale Euro rückt näher – und mit ihm grundlegende Veränderungen in unserem Alltag. Seit einigen Jahren treibt die Europäische Union die Digitalisierung zentraler Lebensbereiche voran. Im Fokus dieses Wandels stehen dabei auch der digitale Euro und die EUDI-Wallet (digitale Brieftasche), die künftig Zahlungsverkehr, Identitätsnachweise und Behördengänge grundlegend verändern werden. Ergänzt wird dieses Duo durch technische Konzepte wie Geofencing sowie durch die neue EU-Aufsichtsbehörde für Geldwäschebekämpfung (AMLA). Dieser Artikel beleuchtet, was geplant ist, was technisch bereits möglich wäre – und welche kritischen Fragen sich daraus ergeben.

Der digitale Euro: Mehr als nur „digitales Bargeld“?

Die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet seit 2020 am sogenannten „digitalen Euro“. Dieser soll eine digitale Ergänzung zum Bargeld sein – also keine Kryptowährung wie Bitcoin, sondern eine von der Notenbank herausgegebene Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, kurz: CBDC).

Laut EZB soll der digitale Euro:

  • für alle EU-Bürgerinnen und Bürger nutzbar sein,
  • kostenlos und offline-fähig funktionieren,
  • das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen.

Doch Fachleute warnen: Der digitale Euro ist programmierbar und rückverfolgbar. Das heißt, es wäre technisch möglich, Zahlungen gezielt zu begrenzen, an Bedingungen zu koppeln oder auf bestimmte Regionen zu beschränken. Damit eröffnet sich ein neues Maß an Steuerungsmöglichkeiten – etwa zur Umsetzung von Sanktionen, zur Verknüpfung mit Subventionen oder auch für politisch motivierte Eingriffe in den Zahlungsverkehr.

Die EUDI-Wallet: Digitale Identität auf dem Smartphone

Parallel arbeitet die EU an der sogenannten EUDI-Wallet (European Digital Identity Wallet). Diese digitale Brieftaschen-App auf dem Smartphone soll künftig alle wichtigen Dokumente speichern und identitätsbezogene Funktionen übernehmen:

  • Personalausweis und Reisepass
  • Führerschein, Ausbildungsnachweise, Gesundheitsdaten
  • Bankzugang und perspektivisch: Zahlungsfunktionen (digitaler Euro)

Was heute also verteilt auf Karten, Portale und Papiere existiert, würde in einer einzigen App zusammenfließen. Im Unterschied zu bisherigen digitalen Verfahren (wie dem Certificado Digital in Spanien) ist die EUDI-Wallet nicht nur ein Ausweissystem, sondern Teil einer neuen Form digitaler Identität: Sie verknüpft persönliche Nachweise, Gesundheitsdaten, Zahlungsfunktionen und Geostandortinformationen – zentral, mobil und EU-weit standardisiert. Die Wallet wurde nach dem Prinzip „Privacy by Design“ konzipiert, was bedeutet, dass Nutzer ihre Daten lokal verwalten können und Zugriffe kontrollieren. Doch: Auch dieses System ist technisch offen für sogenannte Regel-Engines, mit denen Nutzungsbedingungen automatisiert durchgesetzt werden könnten.

Geofencing: Digitale Kontrolle durch Standortdaten?

Ein zentrales technisches Schlüsselkonzept ist Geofencing. Es bedeutet, dass ein digitales System erkennt, ob sich ein Nutzer innerhalb eines geografisch festgelegten Bereichs befindet (z. B. über GPS oder WLAN).

Anwendungen reichen von praktisch bis sehr kritisch

  • Einkaufserinnerungen beim Betreten eines Supermarkts (harmlos)
  • Zugang zu staatlichen Leistungen nur im Wohnsitzland (bedenklich)
  • Zahlungen mit digitalem Euro nur in bestimmten Regionen erlaubt (kritisch)
  • Sperrung von Dokumenten oder Funktionen bei Aufenthalt in „nicht erlaubten Zonen“ (sehr kritisch)

Diese Szenarien sind keine Science-Fiction, sondern in offiziellen EU-Architekturpapieren technisch beschrieben (z. B. im Architecture and Reference Framework der EUDI-Wallet). Ob und wie das umgesetzt wird, hängt vom politischen Rahmen ab – etwa einem „Notstand“ oder ähnlichen Situationen.

AMLA: Die neue EU-Aufsicht für Geldflüsse

Im Juli 2021 kündigte die EU-Kommission die Gründung der Anti-Money Laundering Authority (AMLA) an. Diese neue EU-Behörde mit Sitz in Frankfurt am Main soll die Finanzströme innerhalb Europas überwachen und koordinieren. Geplant ist, dass auch Transaktionen mit der digitalen Währung unter AMLA-Aufsicht fallen. Ziel sei, so die offizielle Version, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu bekämpfen. Kritiker befürchten jedoch eine zunehmende Überwachung „normaler“ Bürgerinnen und Bürger, wenn alle Zahlungen digital und nachvollziehbar sind – und Bargeld weiter eingeschränkt wird (z. B. durch Abhebungsgrenzen).

Was bedeutet das für uns alle?

Etliche Bürgerinnen und Bürger fragen sich zu Recht, was diese Entwicklungen rund um den digitalen Euro für ihren Alltag bedeuten. Zusammengefasst:

  • Mehr Bequemlichkeit: Weniger Papierkram, schnellere Prozesse, einfachere Behördengänge.
  • Mehr Abhängigkeit: Ohne Smartphone und digitale Identität könnten wichtige Dienste bald kaum mehr zugänglich sein.
  • Weniger Privatsphäre: Wenn alles digital und nachvollziehbar wird, ist die Anonymität des Bargelds kaum mehr möglich.
  • Mehr Kontrolle von außen: Technisch sind Einschränkungen denkbar, die heute freiwillig wirken, aber morgen verpflichtend sein könnten.

Auf den Punkt: Wallet, digitale ID und digitaler Euro

Erst durch das Zusammenwirken dieser drei Komponenten wird deutlich, welches Potenzial sich dahinter steckt:

BestandteilFunktion
Digitale IDIdentifiziert eindeutig, wer Sie sind
Digitaler Euro (CBDC)Staatlich kontrolliertes Zahlungsmittel
EUDI-WalletVerbindet alles technisch auf Ihrem Smartphone

Fazit:

Die Verbindung von EUDI-Wallet, digitalem Euro, Geofencing und AMLA kann vieles vereinfachen – aber auch für mehr Kontrolle sorgen. Was technisch möglich ist, wird früher oder später auch zur Diskussion stehen. Es ist daher wichtig, sich jetzt zu informieren, die Entwicklungen kritisch zu beobachten und eigene digitale Kompetenzen zu stärken. Nur wer versteht, was hinter den Kulissen passiert, kann auch fundierte Entscheidungen treffen.

Quellen und weiterführende Infos: